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Bernhard Ludwig

Bernhard Ludwig k. u. k. österr. und königlich rumänischer Hofkunsttischler und Möbelfabrikant

Münzwardeingasse 2
Wien VI.
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Bernhard Ludwig (1834-1897), geboren in Sachsen, lernte das Tischlerhandwerk bei seinem Vater. 1867 gründete er in Wien seine eigene Werkstatt in der Gumpendorferstraße 117. Ab 1870 führte er Bestellungen für öffentliche und private Auftraggeber aus. Der erste große Erfolg war die Auszeichnung Bernhard Ludwigs mit dem Ehrendiplom anlässlich der Wiener Weltausstellung 1873. Nach einem Großbrand in seiner Werkstatt errichtete er in der Münzwardeingasse ein neues Fabrikgebäude, auch das Wohngebäude befand sich im gleichen Block. Es folgte die Ernennung zum k.u.k. Hoftischler und die Expansion durch neue Niederlassungen und Produktionsstätten.

In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts war die Firma an der Innenausstattung diverser Ringstraßenbauten beteiligt, u. a. Justizpalast, Parlament, Burgtheater, außerdem an der Hermesvilla der Kaiserin Elisabeth. Bernhard Ludwig sen. entwickelte neue Strategien und technische Erfindungen zur Verbesserung seiner Geschäftstätigkeiten. 1888 stieg sein Sohn Bernhard Ludwig jun., der zuvor Architektur an der Technischen Hochschule studiert hatte, in die Firma ein, die er 1897 nach dem Tod des Firmengründers übernahm. Bereits 1893 errichtete die Firma einen zweiten, größeren Firmensitz in Wien-Liesing.

Zu den größten Ausstattungsarbeiten gehören ohne Zweifel die Schlösser des Rumänischen Königs, in denen er ab Ende des 19. Jahrhunderts arbeitete. 1878 wurde er zum Hofkunsttischler des Königs von Rumänien erhoben. Es wurde die Inneneinrichtung für sieben rumänische Schlösser bis ins Jahr 1930 ausgeführt. Auch der albanische König zählte zu den Auftraggebern Bernhard Ludwigs.

Der große Erfolg des Unternehmens erlaubte es, Filialen in Brünn, Bukarest, Triest und Alexandrien einzurichten. Durch den großen Aufschwung des Unternehmens um die Jahrhundertwende war es möglich, mehr als 500 Arbeitskräfte zu beschäftigen. Die Möbel wurden intern entworfen, von Zusammenarbeit mit externen Entwerfern oder Architekten ist nichts bekannt. Die Dokumentation von Aufträgen ab Anfang des 20. Jahrhunderts ist hauptsächlich über die Auftragsbücher des noch bestehenden Firmenarchivs zugänglich. Neben Tischlern waren im Betrieb auch Tapezierer, Bildhauer, Schlosser, Anstreicher und Vergolder tätig. Die Firma spezialisierte sich auf qualitativ hochwertige Möbel, es wurden jedoch auch kunsthandwerkliche Aufträge ausgeführt.

Ausgewählte Literatur:

  • Vera J. Behal, Möbel des Jugendstils, Sammlung des Ö. Museums für angewandte Kunst in Wien, München 1981, S. 62-63, 195-200.

  • Charlotte Kreuzmayr, Bernhard Ludwig. Ein Innenraumausstatter des Historismus, in: Parnass, Sonderheft 12/1996, S. 96-100.