Portois & Fix Fabrikation von Wohnungseinrichtungsgegenständen und Zubehör
Die Gründung der Firma Portois & Fix geht auf einen Zusammenschluss der Tapeziererfirma von Anton Fix (1846 - 1918) und der Ausstattungsfirma von August Portois im Jahr 1880 zurück.
Anton Fix war gelernter Tapezierer, der 1872 in Wien den väterlichen Tapeziererbetrieb übernommen hatte. Bereits im Jahr darauf, 1873, wurde er für seine Leistung auf der Wiener Weltausstellung mit der silbernen Medaille und dem goldenen Verdienstkreuz ausgezeichnet. August Portois, „von Brüssel gebürtig", in New York geboren (1841/42), war an einer Handelsgesellschaft mit Sitz in Paris beteiligt und betrieb seit den siebziger Jahren in Wien eine Gesellschaft mit einem eigenen Fabrikslokal.
Als Unternehmen „Portois & Fix“ 1881 protokolliert, spezialisierte sich die Firma auf den Handel mit Möbeln, Tapeten, Marmorkaminen und Dekorationselementen. Die amtliche Anmeldung der Möbelerzeugung erfolgte jedoch erst 1884.
Bereits 1892 trat August Portois aus dem Unternehmen aus. Anton Fix führte es als Alleininhaber bis 1907 unter dem Namen „Portois & Fix“ weiter, danach wurde es in eine Aktiengesellschaft mit gleichem Namen umgewandelt.
Zu den Aufträgen zählte die Ausstattung privater und kaiserlicher Interieurs, die Einrichtung von Geschäftslokalen, wie die Zuckerbäckerei Demel 1888, aber auch von Hotels, Schiffen usw.
1899 entstand nach dem Entwurf des Architekten Max Fabiani für „Portois & Fix“ in Wien ein modernes Wohn- und Geschäftshaus in der Ungargasse 59-61 im 3. Bezirk. Das mehrstöckige Warenhaus mit Wohnungen und Werkstätten wurde eine Sehenswürdigkeit in Wien. Die Firma beschäftigte eine Tischlerei mit mehreren hundert Arbeitern, eine Vergolderei, Tapezierer und ein Nähatelier.
Um 1900 befand sich das Wiener Unternehmen in seiner Blütezeit, Max Fabiani baute nicht nur das große Firmengebäude, sondern entwarf auch den gesamten Empfangssalon des österreichischen Repräsentationshauses auf der Pariser Weltausstellung 1900.
Im neuen Geschäft wurden zu Beginn Möbel in verschiedenen Stilen „in lebendiger, wohnlicher Zusammenstellung“ zum Verkauf angeboten: „Die Räume des ersten Stockes sind jetzt der Reihe nach in Empire, Louis XIV, Louis XVI, dann englisch, dann modern eingerichtet, das heisst mit Möbeln, Bronzen, Fayencen etc. dieser Stilrichtungen besetzt“. Außerdem gab es zwei Stockwerke mit „Gebrauchsmöbeln“ und eigene Lagermöbel.
Das Angebot war zu Beginn des 20. Jahrhunderts besonders vielfältig: neben Stilmöbeln setzte sich Anton Fix gemeinsam mit seinem Sohn Robert auch schon mit den modernen Tendenzen auseinander.
„Dass das moderne Experiment eine grosse Rolle spielt, ist selbstverständlich, auch ist von den letzten kunstgewerblichen Ausstellungen vieles hieher verlangt.“ (Kunst und Kunsthandwerk, IV. JG. 1901, Heft 6 und 7, S. 322)
Nach eigenen Entwürfen von Vater und Sohn, aber auch in Zusammenarbeit mit verschiedenen Architekten, die bei Portois und Fix ihre Entwürfe ausführen ließen oder von der Firma beauftragt wurden, entstanden wegweisende Möbel und Interieurs.
Zu den bekannten Beispielen zählen Möbel von Otto Wagner, wie die Sitzgruppe mit Tisch im Hofpavillon der Wiener Stadtbahn 1898/99, und die Möbel nach Entwürfen von Kolo Moser, Josef Hoffmann und Leopold Bauer, die auf der VIII. Secessionsausstellung im Jahr 1900 zu sehen waren. Weiters entstanden in Zusammenarbeit mit Adolf Loos 1908 die Ausstattung der Kärntner Bar und 1910 die Einrichtung des Schneidersalons Knize.
Besondere Auszeichnungen erhielt die Firma auf den Weltausstellungen in Paris 1900, auf der 1. Internationalen Kunstgewerbeausstellung Turin 1902, in London auf den Österreichischen Ausstellungen 1902 und 1906 sowie auf der internationalen Ausstellung „Die Kinderwelt“ in St. Petersburg 1903.
Im Rahmen der Winterausstellung des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (heute MAK) 1906/7 stellte Portois & Fix im Säulenhof eine komplette Wohnungseinrichtung nach eigenen Entwürfen aus, die zeigen sollte „dass man auch mit verhältnismäßig wenig Mitteln ein geschmackvolles, wohnliches Heim schaffen kann“ (Katalog der Winterausstellung im Ö. Museum für Kunst und Industrie in Wien 1906/07).
Durch die Präsenz und die Erfolge auf den großen Ausstellungen dieser Zeit entwickelte sich ein großer Absatz, welcher den Export in sämtliche Nationen mit sich brachte. 1906 beschäftigte Portois & Fix 700 Arbeiter und hatte Vertretungen in London, Berlin, Breslau, Köln, Mailand, Turin, Karlsbad, Paris, Budapest, Bukarest, Bombay, Kairo, Konstantinopel.
„Die in Rede stehende Firma gehört unstreitig zu den ersten ihrer Branche überhaupt und genießt tatsächlich einen Weltruf. Ihr Export ist ein außerordentlich bedeutender, und das Ansehen, dessen sich das österreichische Kunstgewerbe gegenwärtig im gesamten Auslande erfreut, kann zum großen Teile dem Verdienste der Firma Portois & Fix zugeschrieben werden. Die Fabrik ist auf das beste und modernste eingerichtet und bildet mit dem Warenhause eine Sehenswürdigkeit Wiens.“ (1907)
Ausgewählte Literatur:
Vera J. Behal, Möbel des Jugendstils: Sammlung des Österreichischen Museums für Angewandte Kunst, München: Prestel Verlag, 1981, S. 65-66, 227-231.
Ausstellungskatalog: Ingrid Haslinger, Kunde: Kaiser, die Geschichte der ehemaligen k. u. k. Hoflieferanten, Wien 1996, S. 88, 89.
Certificate Card, Ausstellungskatalog Wien 2006, S. 15-19.
Ausstellungskatalog Pariser Esprit und Wiener Moderne. Die Firma Portois & Fix. ; Monika Wenzl-Bachmayer (Hrsg.), Wagner-Werk, Museum Postsparkasse, Wien 2008.