Friedrich Otto Schmidt
Friedrich Otto Schmidt
Technisches Atelier für Zimmerdekoration
1858 kam Carl Friedrich Schmidt nach Wien und wurde Teilhaber der „Tapeten-Niederlage F. Schmidt & Sugg". 1863 konnte er dieses Unternehmen zur Gänze erwerben. Seinen Aufschwung erlebte das Unternehmen unter der Einflussnahme des ältesten Sohnes Otto, der es zu einem der kommerziell erfolgreichsten Ausstattungsunternehmen in der Monarchie machte. Nunmehr unter dem Namen Friedrich Otto Schmidt eingetragen.
Vor allem um die Jahrhundertwende nahm das Unternehmen einen besonderen Stellenwert ein, da es aktiv an den kunstgewerblichen Reformbestrebungen des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie mitwirkte. Die Ausstellungsstrategie der Firma F. O. Schmidt, die das Publikum mit vollständig und großzügig ausgestatteten Musterzimmern konfrontierte, fand bereits bei der Weltausstellung in Wien 1873 großen Beifall und wurde als neues vorbildliches Präsentationskonzept in den darauffolgenden Jahren angewandt. Die Firma F. O. Schmidt nahm somit bereits in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts ansatzweise die Gestaltungsprinzipien und Ideen des später viel proklamierten Gesamtkunstwerks der Secessionisten vorweg, die komplette Interieurs anboten.
Einen weiteren wichtigen Entwicklungsschritt verfolgte die Firma F. O. Schmidt bei der Umstellung von oberflächlichen, dem Historismus und Eklektizismus verhafteten Stilzitaten zur Anfertigung von Möbeln nach detailgenauen Kopien originaler, alter Vorlagen und Zeichnungen. Diese Trendwende ging Hand in Hand mit den Ideen der progressiven Vertreter und Innovatoren des Designs, zu denen Arthur von Scala, der neue Direktor des Museums für Kunst und Industrie, zu zählen ist. Dieser meinte: „Entweder genau kopieren oder etwas Neues schaffen. Ein Drittes gibt es nicht." - eine Prämisse, die vor allem auch mit den Ideen von Adolf Loos konform ging. (Wie Adolf Loos berichtet, in: Loos, Kunstgewerbliche Rundschau II (1898), I, S. 44.)
Nach dem Tod Carl Friedrich Schmidts im Jahre 1894 übernahmen seine Söhne, Max (1861 – 1935) und Leo (1867 – 1942) das florierende Unternehmen und expandierten nach Ungarn unter der Bezeichnung „Schmidt Miksa". Sie verstärkten in weiterer Folge zunehmend auch die Zusammenarbeit mit modernen Möbelentwerfern. Ludwig Hevesi schrieb 1901 über die Firma F. O. Schmidt in „Biedermeier & Co.": „Die Übertreibung des künstlerisch-dekorativen Prinzips, die Verschwendung am unedlen Orte hat einige Schaffende zur Besinnung gebracht. Gerade auch in der Winterausstellung hat F. O. Schmidt ein modernes Schlafzimmer ausgestellt, das die Firma „à la Loos" nennt. Mahagoni mit matter Bronzierung. Keine Profilierung, alle Kanten abgerundet, die goldgelben Beschläge in das Holz eingebettet, sodass die Hand glatt darüber fährt. (…) Das ist der Stil, der sich sagt: warum soll der Mensch in seinem Haus weniger behaglich sitzen und sich an seinen Möbeln blauere Flecke stoßen, als in einer Koje der Hamburg-Amerika-Linie oder in einem Salonwagen der Pazifik-Eisenbahn?". (L. Hevesi, Biedermeier und Komp. (1901), in: ders. Altkunst-Neukunst, Wien 1909, S. 190.)
In einem weiteren Bericht unterstreicht Hevesi: „Unter den eigentlich modernen Einrichtungsgegenständen bildet ein Mahagonischlafzimmer von F. O. Schmidt, was man die äußerste Linke nennen könnte. Hier ist mit allem aufgeräumt, was noch an Bauglieder erinnert. (…) Material und Arbeit freilich sind vollkommen; bei einem solchen Etuistil, wenn er dennoch als möbelmöglich gelten soll, ist dies auch die erste Bedingung. Die nächste ist dann das Vorhandensein jener Gabe der Erfindung im Einfachsten, wie sie Japan hat, unauffällig das Einleuchtendste zu treffen, praktisch zu überzeugen." (Kunst und Kunsthandwerk 1902, S. 8.)
Das Unternehmen F. O. Schmidt bewies seine Empfänglichkeit für Neues und Modernes durch die Ausführung von Entwürfen zeitgenössischer, avantgardistischer Architekten und Möbeldesigner, unterstützten somit die Entwicklung hin zu neuen und zeitgerechten Möbelformen. Bis heute wird das Unternehmen F. O. Schmidt in Österreich von den Familien Schmidt und Lorenz weitergeführt und befindet sich im Palais Chotek in der Währingerstraße 28 im 9. Bezirk in Wien.
Ausgewählte Literatur:
Ausstellungskatalog, Schmidt Möbel an der Jahrhundertwende, Historisches Museum der Stadt Budapest, Ausstellung im Museum von Kiscell, Budapest 1993.
Eva B. Ottillinger, Adolf Loos. Wohnkonzepte und Möbelentwürfe, Salzburg-Wien 1994.
Eva Kiss, Ferenc Dávid, Egy közép-europai vollalkozó Budapesten. Schmidt Miksa bútorgyaros magyarországi tevékenysége és hagyatéka, Budapest 2001.