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Gudrun Baudisch-Wittke (1907-1982)

Gudrun Baudisch-Wittke

Gudrun Baudisch-Wittke (1907-1982)

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Gudrun Baudisch besuchte von 1921-1925 die Fachklassen Bildhauerei und Keramik (Prof. Adametz) an der Kunstgewerbeschule in Graz. Von 1926-1930 war sie Mitarbeiterin der Wiener Werkstätte in der Entwurfabteilung Keramik unter Josef Hoffmann.
Die Zusammenarbeit mit den wichtigsten Keramikerinnen in der Wiener Werkstätte, vor allem mit Vally Wieselthier, sollte die junge Künstlerin nachhaltig prägen. Es entstanden zahlreiche ihrer berühmten „Köpfe" und andere Originalkeramiken, sowie Lampenfüße oder Kakteenschalen, welche in kleinen Serien erzeugt wurden. Über die Wiener Werkstätte lernte sie Clemens Holzmeister kennen, der Gudrun Baudisch für seine städtebaulichen Planungen in Ankara gewinnen konnte. Die junge Keramikerin begleitete ihn in die Türkei, wo sie für das Palais Kemal Atatürk (erbaut 1931-32) verschiedene baudekorative Elemente und Stuckdecken schuf. Zeitlebens hat Baudisch immer wieder mit Holzmeister zusammengearbeitet; sei es bei Kirchenbauten (Bregenz-Vorkloster, 1931; Wien-Neufünfhaus, 1934; Zwölfaxing, 1967), oder bei öffentlichen Bauten, wie etwa dem Großen Festspielhaus in Salzburg (1959/60).

1930-1936 führte Gudrun Baudisch eine eigene keramische Werkstätte mit M. v. Pontoni in Wien, ab 1936 erhielt sie etliche Aufträge für große Stuckdecken in Berlin.
1943 nahm sie eine eigene Töpferwerkstatt in Hallstatt in Betrieb und gründete drei Jahre später die „Keramik Hallstatt". In Hallstatt entstanden verschiedenste Gebrauchskeramiken, Geschirre, kleine Souvenirs, Ofenkacheln, und vieles mehr. Besondere Herausforderungen stellten Großaufträge dar, wie die kompletten Speiseservice für das „Weiße Rössl" in St. Wolfgang und das Belgische Königshaus. Ab 1968 entwickelte sich eine Zusammenarbeit mit der Gmundner Keramik, für die sie Gebrauchskeramiken und Keramikfiguren entwarf.

Karl Maria Grimme über die Keramiken von Gudrun Baudisch (Deutsche Kunst und Dekoration 1929):
„Die Augen dieser Figuren sind oftmals geweitet, nahezu aufgerissen, der Kopf wird seitlich gedrückt, er ist lang, schmal und hoch, geradeso, wie der Hals dieser Köpfe, und die Figuren selbst weisen in ihrer Körperhaltung meist eine starke Bewegtheit auf(…) Ein Lampenfuß ist bei Gudrun Baudisch vor allem ein Lampenfuß, eine Schalenträgerin vor allem ein keramisches Gebilde, das Schalen trägt, auch wenn Figuren dargestellt werden. Und bei jenen Keramiken von Gudrun Baudisch, die keinem Gebrauchszweck dienen, ist die Gestaltung vor allem auf den Formeinfall gestützt (…) Das Neue an ihren Arbeiten stellt der Zug zur Formverfestigung, zur Formbändigung dar, den man an ihren Keramiken bemerkt. Die Oberfläche wird glatter, ruhiger, um die Bewegtheit der Hauptform stärker zum Ausdruck zu bringen. In bemalten Terrakotten der letzten Zeit schließlich treibt Gudrun Baudisch diese Formverfestigung noch weiter, indem durch das Fehlen einer Glasur Glanzlichter vermieden werden und dadurch die Form noch größere Geschlossenheit erreicht."



Ausgewählte Literatur:

  • W. Neuwirth, Wiener Keramik, Historismus, Jugendstil, Art Déco, Braunschweig 1974, S. 104f.

  • URL: http://www.malerkolonie.at/seiten/ausstellungen.htm#Gudrun_Baudisch_zum_100._Geburtstag_(2007), vom 23.10.2007.

  • Abb.: Waltraud Neuwirth, Wiener Werkstätte. Katalog 1928, Wien 2004, S. 31.